In den letzten Tagen bin ich häufig in Gespräche geraten, in denen ein anderer vorschnell geurteilt hat. Da wird jemand wegen einer einzelnen schrägen Aussage verurteilt, aufgrund einer vielleicht ungewohnten Reaktion auf irgendwas wird auf eine Krankheit geschlossen und überall wird fehlinterpretiert und viel zu schnell gewertet.
Wenn ich einen Text von Goethe lese, muss ich nicht sofort darüber nachdenken, ob er mir sprachlich gefällt und ob meine Meinung damit konform geht; ich beginne erstmal damit, ihn zu verstehen. Wenn ich nämlich schon am Verständnis scheitere, kann ich mir den Rest sparen.
Ein anderes Beispiel: Heute sprach ich mit einer Freundin über die Menschenkette vom Atomkraftwerk Neckarwestheim nach Stuttgart, an welcher ich teilnehmen möchte. Ein Unbeteiligter klinkte sich ungefragt ein: "Häh? Warum wollt ihr denn bei etwas GEGEN Atomkraft mitmachen? Ihr habt doch gar keine Gründe dafür." Achso. Wie gut, dass er so etwas schon weiß, dann kann er sich das diskutieren ja sparen. Ob er unsere Gedanken und unsere (scheinbar nicht vorhandenen) Beweggründe vielleicht gerochen hat? Verriet unser Körpergeruch uns? Oder womöglich unsere Augenfarbe?
Schwachsinn. Blöd war das einfach. Und leider ist das nicht nur bei politischen Themen so, wo einige Menschen oft eine fest gefahrene Meinung haben, sondern auch im stinknormalen Alltag.
Allzuoft wird von etwas winzig Kleinem, Unbedeutendem auf einen monströsen Apparat von seltsamen Marotten, familiären Hintergründen oder Dummheit geschlossen. Ich würde mir wünschen, dass es einfach mehr Milde gibt. Wenn die Dinge sachlich und ruhig betrachtet werden und man sich Zeit lässt, ein Urteil zu fällen und sich gründlich eine eigene Meinung bildet, funktioniert doch alles viel besser und man ist obendrein gerechter und muss sich nicht laufend über andere aufregen.
Außerdem gibt man dadurch auch sich selbst die Chance, Menschen kennen zu lernen, die die Welt anders sehen als man selbst.
E S G I B T A U C H N O C H E T W A S Z W I S C H E N G U T U N D B Ö S E .
Mittwoch, 2. März 2011
VORSCHNELLE SCHLÜSSE
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