Dienstag, 8. März 2011

MUSIK ALS SPIEGEL DES INNEREN

Vor kurzem wurde ich gefragt, was für Musik ich gerne höre. Ich antwortete etwas mit: "Zur Zeit..." und zählte einige recht alte Hard- bis Progressiverockbands auf. Und das stimmte auch. Allerdings ist mir heute bewusst geworden, dass es eine ziemlich blöde Antwort war. Was besser gewesen wäre? Hm, schwierig zu sagen. Ich lege mich so ungern fest, wenn es um die Musik geht. Letzte Woche hörte ich gerne wahnsinnig laute Musik, diese Woche ist das genau umgekehrt. Würde ich jetzt gefragt werden, antwortete ich: "Zur Zeit ruhigere Musik von Don McLean, Renan Luce oder Reggae von Bob Marley oder Jazz von Randy Newman, blablabla."
Solche Angaben sind bei mir immer Momentangaben. Es gibt auch Augenblicke, in denen Stille die schönste Musik ist.
Musik ist eine ganz besondere Art der Sprache, vielleicht die reinste Form der Kunst. Egal, was ich höre: Automatisch ruft es irgendwelche Gefühle und Gedanken hervor. Ob das nun die wunderbarsten Glückszustände oder genervte Ohrenschmerzen sind: Musik hat immer eine Auswirkung auf mich. Oft ist das auch bei Bildern oder Texten so, doch eben nicht wirklich immer. Musik dagegen ist universell, sie verbindet Menschen und ist nicht selten ein Ventil für angestaute Gefühlsregungen.
Und so variiert auch mein Empfinden für "gute" und "schlechte" Musik je nach Stimmung, Gesamtsituation und Laune.
Kunst in irgendeiner Weise zu klassifizieren, zu werten und zu verurteilen, traue ich mich sowieso nicht. Niemals könnte ich mir dieses Recht herausnehmen: Damit würde ich mich selbst nämlich über das kreative Werk eines Menschen stellen. Ob es mir persönlich nun gefällt oder nicht, ist eine ganz andere Frage.
Nach musikalischen Gesichtspunkten, Rhythmen, Melodiebögen, irgendwelchen Stilmitteln und mehr oder weniger gelungenen Kunstgriffen lässt sich ein Stück oder eine Performance sicherlich beurteilen, doch ist das dann lediglich die Fassade, in der die Musik daher kommt. Natürlich höre ich lieber ein richtiges Werk eines begabten Musiker, als irgendwelches Gedudel einer Neunzehnjährigen, die so stöhnt, als leide sie an den grässlichsten Magenkrämpfen; doch kann auch ein auf den ersten Blick unangenehmes Stück viel für jemanden bedeuten.Was darin steckt, das ist für mich persönlich mindestens genauso wichtig. Ich schätze Musik als Handwerk ebenso sehr, wie Musik als Spiegel des Inneren.
Selbst der schlechteste Sänger kann Menschen berühren, wenn er etwas transportiert.

V I E L L E I C H T    S E H E   I C H   D A  S   A B E R   A U C H   V I E L   Z U   V E R T R Ä U M T ?