Dienstag, 15. Februar 2011

LASS UNS GEMEINSAM TRÄUMEN!

Wie oft erinnern wir uns eigentlich an unsere Träume? Ich kann ja nur für mich sprechen; bei mir ist es so, dass morgens kurz nach oder knapp vor dem richtigen Aufwachen der Traum noch ganz klar mit meinem Verstand zu fassen ist: Ich weiß, was ich geträumt habe und manchmal träume ich weiter, obwohl ich schon halbwach bin und weiß, dass ich nicht mehr schlafe. Wenn ich dann aufstehe, verfliegt der Traum leider allzuoft und nichts bleibt mehr übrig, außer der Anflug des Gefühls, das mich während des ganzen Traumes begleitet hat.
Was für eine Macht haben Träume eigentlich? In der Theater-AG proben wir gerade ein Stück, das sich teilweise mit diesem Thema beschäftigt. Eine verheiratete Frau träumt beinahe jede Nacht von der verflossenen Liebe zu einem Herumtreiber, von der Vergangenheit und von Möglichkeiten, die sie nie ergriffen hat. Ihr Mann dagegen lebt diese Sehnsucht ganz offen aus und klatscht das seiner Frau auch regelmäßig ins Gesicht:  Er ist unglücklich mit seinem Leben auf dem Schloss, verheiratet und ohne jegliche Abwechslung; wünscht sich ein Schiff und das Entdecken der großen, weiten Welt.
Nun stellt sich eine Frage: Ist es nicht ein bisschen rücksichtslos von dem Kerl, ständig davon zu reden, dass er gerne wo anders wäre? Dass er sein Leben nicht mag und es hasst, verheiratet zu sein?
Wenn man so denkt, kann man im Gegenzug aber auch fragen: Ist es besser, seine Sehnsüchte zu verstecken, wie Elvira, die Frau im Stück? Soll man wirklich seine innersten Wünsche in sich hinein fressen bis sie übergehen in den Traum?
Es ist eine komplizierte Angelegenheit. Ist man so gnadenlos ehrlich wie der Mann im Stück, tut man anderen weh; ist man diskreter und zurückhaltender, verhält man sich nicht aufrichtig und träumt nur im Heimlichen von einem anderen Leben. Während sie dann so von der schillernden Vergangenheit träumt, kriegt ihr Mann davon gar nichts mit. Er hält sie für zufrieden und muss sich womöglich auch noch Vorwürfe dafür anhören, dass er eben dieselbe Sehnsucht einfach ausspricht und sie nicht nur in Träumen entfesselt.
Träume haben nämlich einen entscheidenden Nachteil: Man erlebt sie trotz allem immer alleine und kann in ihnen zwar die wunderbarsten Dinge erleben, diese Erfahrung und die Erinnerung daran aber mit niemandem teilen. Ist es das nicht, was eine Begebenheit erst richtig schön macht? Das gemeinsame Erleben.
Vielleicht wäre es das beste, Elvira und ihr Mann gingen ihrer Sehnsucht einfach gemeinsam nach und segelten zusammen in die weite Welt hinaus.

V I E L L E I C H T   S O L L T E N   T R Ä U M E   Ö F T E R S   G E T E I L T   W E R D E N .