Donnerstag, 16. September 2010

VON FÜNFERN, KAFFEE UND AFFENTHEATER

Neue Fünftklässler sind ja jedes Jahr spannend, aber noch nie hatte ich so viele Begegnungen mit SO unterschiedlichen Kindern wie die letzten drei Tage.
Alles begann am Dienstag, als mein Vater mich mit dem Auto mitnham und ich deshalb schon um 7:20 Uhr an der Schule war, also noch vierzig Minuten bis zu Schulbeginn waren. Interessanterweise war noch jemand so früh auf dem Schulhof: Ein kleines süßes Mädchen, deren Schulranzen und Sporttasche wohl zusammen doppelt so groß waren wie sie selbst. Dass sie mich interessiert beobachtete, war mir schon klar, aber dass sie mir auch ins Schulhaus folgte, überraschte mich schon. Nach einer kurzen Pause am schwarzen Brett ging ich wieder nach draußen - was geschah ungefähr zwanzig Sekunden später? Richtig, das kleine Mädchen kam ebenfalls wieder nach draußen.
Nachdem ich dieses Spiel wiederholt hatte, standen wir nebeneinander, sie lächelte mich an. Ich entschied mich dazu, das alberne Katzmausspiel zu beenden und sprach sie an.
"Hallo."
"Hallo."
- Schweigen -
"Bist du eine neue Fünftklässlerin?"
"Ja."
- Schweigen -
"Und, wie gefällts dir?"
"Gut."
"Und deine Lehrer?"
"Ja."
- Schweigen -
Den weiteren Verlauf könnt ihr euch sicher denken. Ich stellte ein paar interessierte Fragen, sie antwortete möglichst knapp mit ja oder nein (gut, ich weiß nicht kam auch öfters vor). Als ich sie fragte, ob sie denn vorhabe in den Chor einzutreten, bejahte sie. Aha. Dann wollte ich die Chance ergreifen und ihr von unserem Theaterprojekt für Fünftklässler erzählen.
"Weißt du, wir spielen dann Theater mit euch."
"Was is des?"
"Du weißt nicht, was Theater ist?"
"Affentheater! hihihihihihihi!"
 Dann kamen auch ihre Freundinnen und dieses mehr oder weniger hilfreiche Gespräch hatte ein Ende. Aber das Kichern am Ende verwirrte mich schon.
Wie auch immer, heute früh hatte ich wieder ein Erlebnis mit Fünftklässlern, dieses Mal mit der männlichen Seite. Fünf bis sechs kleine Jungs blockierten nämlich den Kaffeeautomaten, von dem ich heute Morgen dringend einen Cappuccino brauchte.
"Schokolade oder Schokolade Creme?"
"Hmmm.... eher Schokolade."
"Ich glaub, ich nehm Schokolade Creme."
"Iiiiiiieh, das kannst du doch nicht machen!"
"Dann halt Schokolade.... oder Schokolade Creme."
"Schokolade!"
"Hm."
Ich wollte doch nur einen Becher Kaffee! Diese geistreiche Diskussion unter ein paar Zehnjährigen  erstreckte sich dann noch über weitere fünf Minuten, bis alle versorgt waren. Doch dann drückte einer der Jungs auf den Knopf 'extra Zucker', was die anderen in einen schockähnlichen Zustand versetzte.
"BIST DU BLÖD? DAS KANNST DU NICHT MACHEN! OH NEIN! EXTRA ZUCKER! OOOOOOH NEIIIIIIN!"
Als sie sich weiter darüber aufregen wollten, verscheuchte ich die kleine Menschenmasse mit ihren Bechern voll mit Schokolade Creme (Ich zitiere: "Iiiiiiieh, das kannst du doch nicht machen!") höchst freundlich, worauf die Jungs im Gänsemarsch raustippelten und ich meinen Cappuccino (ja, mit extra Zucker, ich weiß) endlich bekam. Herrgott, war ich froh. :D
Zwei dieser Jungs haben dann in der Mittagspause, als ich nochmal auf den lieben Koffein zurückgreifen wollte, wieder den Automaten blockiert.
"Ob da Kaba drin ist?"
"Ne, glaub eher Milch und Kabapulver."
"Oder fertiger Kaba."
"Neee, glaub eher Milch."
"Vielleicht."
Normalerweise bin ich nett zu kleinen Kindern, doch mit meiner ernüchternden Erklärung, das sei ganz einfach Wasser mit Milchpulver und ein paar Instantkakaokrümeln, ließ ich glaube ich eine schöne Illusion vom köstlichen Kakao platzen und enttäuschte die Jungs ein wenig.
Aber so ist das Leben. Hart. Wirklich hart. Wie Wasser mit Milchpulver eben.

C ' ES T   L A   V I E ,   C ' E S T   L A   G U E R R E .