Freitag, 15. April 2011

DAS LEBEN IST KEINE KOMÖDIE

In der klassischen Komödie gibt es für den Schluss meistens zwei Möglichkeiten: Entweder es wendet sich alles zum Guten und die Handlung findet ein glückliches Ende, oder aber das komplette Gegenteil ist der Fall und ein trauriges Ende ist unabwendbar, eine Katastrophe steht bevor.
In der Realität sieht das ganz anders aus. Eine scheinbar schreckliche Begebenheit stellt sich als gar nicht so grässlich heraus und man beginnt, das Positive daran zu erkennen: das ist dann schön. Wenn es aber anders herum kommt und ein auf den ersten Blick wahnsinnig toll geglaubtes Etwas sich als blendende Mogelpackung entpuppt, wünsche ich mir manchmal die Einfachheit einer alten Geschichte oder einem Märchen: Wo Gut und Böse genau voneinander getrennt sind, offensichtlich für jeden zu sehen ist, was moralisch vertretbar ist, was nicht und man sich nicht unnötig den Kopf mit Grübeleien um das Richtig oder Falsch schwer machen muss.
Bis zu welchem Grad muss ich meine eigenen Wünsche hinten anstellen? Ab wann beginnt eine Lüge? Ich bin heute vor eine Vielzahl an Konflikte mit meinem Gewissen gestellt worden und muss einfach mal los werden, dass das verdammt schwierig ist. Entscheidungen. Sobald ich mich festgelegt habe, gibt es nur schwer einen Rückzug. Manchmal ist eine Entscheidung sogar endgültig und verändert womöglich mein und das Schicksal anderer.
Manchmal kann ich das nicht. Entscheidungen fällen, ganz alleine. Und wenn ich andere frage, bekomme ich zwar halbherzige Ratschläge (die sich oft auch noch widersprechen), letzten Endes bleibt es aber trotzdem meine Angelegenheit. Es heißt Zähne zusammen beißen, Augen zu und durch. Rein ins kalte Wasser, mich irgendwie entscheiden.
Nur wie, möchte ich wissen! Wie denn?

K O N F U S E   U N E N T S C H L O S S E N H E I T   A U F   G A N Z E R   L I N I E .

Mittwoch, 13. April 2011

KOLLEKTIV-MONOLOGE UND ANDERE KATASTROPHEN

Heute hatten wir die letzte Probe mit unserem Dirigenten. Ach man, ich werde ihn so vermissen. Wirklich. Klar gibt es Momente, wo ich ihn gerne auf den Mond geschossen hätte, aber verglichen mit den wahnsinnig witzigen Gesprächen und Diskussionen, die ich mit ihm hatte und der Energie, die er immer versprüht hat, wenn er von Musik und Humor so begeistert war, dass er förmlich zu platzen schien, waren die negativen Aspekte wirklich nichtig.
Er ist gleichzeitig mein Lehrer im Einzelunterricht Klarinette, das macht den "Verlust" um einiges erträglicher. Und trotzdem, er wird in den Proben fehlen. Was macht denn eine Schafherde vollkommen ohne jemanden, der sich auskennt? Eben. Sie geht vor die Hunde.
Jedenfalls möchte ich euch heute von einer unserer glorreichen Gedankenspielerein erzählen. Sie fand heute statt, zwischen Liedwechsel und dem Sortieren der einzelnen Register für Soloeinsätze. In solchen Momenten wandte er sich meistens uns Klarinetten zu und wir führten tolle Gespräche. Das war wohl das letzte dieser Art.
Und zwar beobachteten wir etwas: Ein wahnsinns Lärm machte sich im Saal der Musikschule breit, allgemeines Gerede und Geschrei füllte jede noch so versteckte Ritze des Raumes. Jeder schien seinem Nebensitzer ganz dringend etwas mitteilen zu müssen, allerdings redeten die Menschen nicht wirklich miteinander. Alle redeten aneinander vorbei. Es war wirklich einfach unmöglich, einander zu verstehen.
Also taten die Leute nur so, als würden sie sich unterhalten. Sie waren wirklich verdammt bemüht; doch eben durch diese Bemühungen wurde es ein Ding der Unmöglichkeit.
Sie waren so beschäftigt damit, sich Gehör zu verschaffen, dass sie einfach nichts mehr sagen konnten. Jeder führte auf diese ganz spezielle Weise einen Monolog.
"Jule, das musst du zu nem Dialog schreiben!"
- "Äh nein, das ist wenn dann ein Monolog."
"Ja! Jeder führt seinen eigenen Monolog. Gleichzeitig."
 - S T I L L E -
-"Ein Kollektivmonolog!"
"Genial! Ich hab grad darüber nachgedacht, wie man das wohl nennt..."
Eigentlich ist das nicht lustig, sondern traurig. Wir haben zwar ordentlich gelacht, aber wenn man genauer darüber nachdenkt... Es kommt wahnsinnig oft vor, dass Menschen einfach aneinander vorbei reden. Dass sie im Grunde mit sich selbst reden und der anderen nicht zuhört; ob er das nun akustisch nicht kann, kognitiv nicht in der Lage dazu ist oder schlichtweg uninteressiert. Und trotzdem wird munter weiter geredet. Einfach nur, um halt zu reden.
Vielleicht sollten wir eine Initiative gründen. Gegen Kollektivmonologe, für mehr Gespräche.

B L A   B L A   B L A   -   W A S   H A S T   D U   N O C H M A L   G E S A G T ?

Dienstag, 12. April 2011

NACH MIR DIE SINTFLUT!

Als Ausgleich zu dem wunderbaren Sonnenwetter der letzten Woche hatten wir heute wirklich extrem viel und vor allem starken Regen. Das ist aber nicht der Grund für meinen heutigen Post und auch sicherlich nicht die Bedeutung meiner Überschrift.
Es geht viel mehr um den Egoismus, der sich hier immer breiter zu machen scheint. So viele Leute scheinen anderen nur zu helfen, um sich selbst einen Vorteil davon zu verschaffen. Eine ehemalige Lehrerin von mir, die ich sehr schätze, meinte einmal, dass sie davon überzeugt ist, dass niemand etwas tut, ohne in irgendeiner Weise selbst davon profitieren zu können. Und sei es nur, um den eigenen Ruf aufzubessern oder dafür zu sorgen, dass man Anrecht auf eine Gegenleistung hat.
Ich weiß bis heute nicht, was ich davon halten soll. Stimmt das wirklich? Wenn ja, dann ist das ziemlich traurig. Ist der Mensch wirklich so egoistisch? Handelt er wirklich einzig und allein aus eigennützigen Gründen? Mir fallen freilich genug Beispiele ein, die diese These bekräftigen, aber was ist mit den leuchtenden Vorbildern für Aufopferung und Hilfe für Bedürftige? Es kann doch nicht sein, dass es wirklich immer egoistische Hintergedanken gibt.
Das darf nicht sein. Vielleicht ist der Wunsch, dass es nicht so ist, ein bisschen naiv. Wenn er naiv ist, dann bin ich gerne naiv. Ich jedenfalls wünsche mir wirklich, dass die These meiner Lehrerin nicht zutrifft und dass es kleine, aber feine Ausnahmen gibt; goldene Momente im Leben der unterschiedlichsten Menschen, in denen sie frei von jeglichem Egoismus handeln.
Und wenn das nicht so ist, dann ist das auch nicht der Weltuntergang (beziehungswiese die Sintflut :D). Wenn beispielsweise eine Schülerin sich um ihre alte Nachbarin kümmert, die sonst einsam wäre und ihr regelmäßig Gesellschaft leistet und ein wenig Trost spendet, ist das toll. Dass sie nebenbei noch ein wenig Geld dafür bekommt, ist dann auch nicht weiter schlimm. Die geteilten Glücksminuten werden dadurch ja nicht schlechter. Sie sind immer noch schön, Eigennutz als Nebeneffekt hin oder her. Es gibt ja einen Unterschied zwischen purem Egoismus und verstecktem Nutzen für einen selbst, während man Gutes für andere tut.

EIN ORDENTLICHES MASS AN SELBSTLOSIGKEIT IST WUNDERBAR - EIGENNÜTZIGE VORTEILE ABER AUCH NICHT VERWERFLICH.

Mittwoch, 6. April 2011

ICH LIEBE DIESE WELT

Als ich heute auf der Wiese im Garten lag und einfach nur lag, kam mir plötzlich ein Gedanke. Ich weiß nicht, ob es vielleicht töricht ist, ihn zu denken und ob ich so denken will, aber ich konnte einfach nicht anders. Das Gras zwischen den Fingern, der Frühlingsduft in der Nase und das Sonnenlicht auf der Haut haben mich einfach dazu gebracht, ihn zu denken.
Ich liebe diese Welt. Das habe ich gedacht. Obwohl ich weiß, dass es so viel Ungerechtigkeit, Katastrophen und Traurigkeit auf dieser Welt gibt, liebe ich sie. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es so ist.
Ich mag die Sonne und ich mag den Regen, ich liebe es zu reden und auch zu schweigen, ich mag den Geruch von Blumen ebenso sehr wie den Geruch des Meeres oder von Menschen. Ich mag es, wenn es draußen gewittert und die Welt unterzugehen scheint, ich könnte stundenlang ins Feuer schauen und es ist so herrlich, sich im Wasser treiben zu lassen. Ich mag es, meine Finger tief in einen Sack voll Bohnen, Reis oder Sand gleiten zu lassen und ich mag das Gefühl von Sonne auf meiner Haut. Ich liebe Steine.
Ich mag es sogar, traurig zu sein. Ich liebe die Leere in mir, die sich manchmal ausbreitet und ich finde es wundervoll, diese Leere zu füllen. Ich liebe liebe liebe lächelnde Augen und Narben faszinieren mich. Ich mag Schönheits-, Leber-, und sonstige Flecken und ich genieße es, ohne Schuhe zu sein.
Ich liebe Wasser, Erde, Luft, Metall, Holz, Feuer, Lärm, Musik, Stille, Flüstern, Reden, Schreien. Ich mag weinen. Lachen ist wunderbar.
Ich liebe Briefe. Und Gedichte. Und Bücher. Und Filme. Und Musik. Und Kunst. Und Sprache. Und Kommunikation.
Ich mag die Gesamtheit der Dinge. Das Zusammenspiel von Trauer und Glück, die Einflüsse des Menschen und der Natur. Ich liebe es, zu lieben.

L E B E N,   L I E B E N ,   L E I D E N   -   W A S   G I B T   E S   S C H Ö N E R E S ?