Mittwoch, 13. April 2011

KOLLEKTIV-MONOLOGE UND ANDERE KATASTROPHEN

Heute hatten wir die letzte Probe mit unserem Dirigenten. Ach man, ich werde ihn so vermissen. Wirklich. Klar gibt es Momente, wo ich ihn gerne auf den Mond geschossen hätte, aber verglichen mit den wahnsinnig witzigen Gesprächen und Diskussionen, die ich mit ihm hatte und der Energie, die er immer versprüht hat, wenn er von Musik und Humor so begeistert war, dass er förmlich zu platzen schien, waren die negativen Aspekte wirklich nichtig.
Er ist gleichzeitig mein Lehrer im Einzelunterricht Klarinette, das macht den "Verlust" um einiges erträglicher. Und trotzdem, er wird in den Proben fehlen. Was macht denn eine Schafherde vollkommen ohne jemanden, der sich auskennt? Eben. Sie geht vor die Hunde.
Jedenfalls möchte ich euch heute von einer unserer glorreichen Gedankenspielerein erzählen. Sie fand heute statt, zwischen Liedwechsel und dem Sortieren der einzelnen Register für Soloeinsätze. In solchen Momenten wandte er sich meistens uns Klarinetten zu und wir führten tolle Gespräche. Das war wohl das letzte dieser Art.
Und zwar beobachteten wir etwas: Ein wahnsinns Lärm machte sich im Saal der Musikschule breit, allgemeines Gerede und Geschrei füllte jede noch so versteckte Ritze des Raumes. Jeder schien seinem Nebensitzer ganz dringend etwas mitteilen zu müssen, allerdings redeten die Menschen nicht wirklich miteinander. Alle redeten aneinander vorbei. Es war wirklich einfach unmöglich, einander zu verstehen.
Also taten die Leute nur so, als würden sie sich unterhalten. Sie waren wirklich verdammt bemüht; doch eben durch diese Bemühungen wurde es ein Ding der Unmöglichkeit.
Sie waren so beschäftigt damit, sich Gehör zu verschaffen, dass sie einfach nichts mehr sagen konnten. Jeder führte auf diese ganz spezielle Weise einen Monolog.
"Jule, das musst du zu nem Dialog schreiben!"
- "Äh nein, das ist wenn dann ein Monolog."
"Ja! Jeder führt seinen eigenen Monolog. Gleichzeitig."
 - S T I L L E -
-"Ein Kollektivmonolog!"
"Genial! Ich hab grad darüber nachgedacht, wie man das wohl nennt..."
Eigentlich ist das nicht lustig, sondern traurig. Wir haben zwar ordentlich gelacht, aber wenn man genauer darüber nachdenkt... Es kommt wahnsinnig oft vor, dass Menschen einfach aneinander vorbei reden. Dass sie im Grunde mit sich selbst reden und der anderen nicht zuhört; ob er das nun akustisch nicht kann, kognitiv nicht in der Lage dazu ist oder schlichtweg uninteressiert. Und trotzdem wird munter weiter geredet. Einfach nur, um halt zu reden.
Vielleicht sollten wir eine Initiative gründen. Gegen Kollektivmonologe, für mehr Gespräche.

B L A   B L A   B L A   -   W A S   H A S T   D U   N O C H M A L   G E S A G T ?

4 Kommentare:

Jannik J. hat gesagt…

Ja das war die letzte mit ihm...
Sehr schade du hast schon recht.
Er hätte noch so oft uns wegen dem Einsatz die Hölle heiß machen können, ohne wird es nich mehr wie sonst!

anemoi hat gesagt…

Ach, eure Einsätze korrigiert sicher auch Karin. :D :D :D
Tschuldigung. :x Er wird einfach ganz effektiv fehlen. Auf ganzer Linie. Und die Diskussionen mit ihm erst recht! :(

sära hat gesagt…

Was soll ich dazu noch sagen? Du hast es malwieder auf den Punkt getroffen. :( <3

Nimue hat gesagt…

Kollektivmonologe? Ein guter Begriff, aber findest du nicht, dass kollektiv zu wenig egoistisch als Titel dafür ist? Aber der Gedanke bzw die Erkenntnis ist einfach fantastisch, und es ist einer deiner besten Einträge - bis jetzt.