Samstag, 25. September 2010

ESS' NOCH EIN BISSCHEN WOLF.

Wer mich kennt weiß, dass ich viel lache.
Aber zwei Stunden am Stück habe ich noch selten gelacht. Heute war es aber so. Und WIE ich gelacht habe. Zusammen mit einer Freundin vom Theater und unserem Lehrer. Wir haben drei (!) Mädchen, die alleine das Stück gespielt haben, das eigentlich für ca. 15 Personen gemacht ist, zugeschaut. Und es war SO lustig.
Nicht, weil sie so gut waren, sondern weil... weil es einfach Originale waren. Maria und Iliana haben ständig nur gekichert und komische Satzkonstruktionen gemacht, sind ständig rumgehüpft, um ihren Rollenwechsel klar zu machen und Luisa hat das einfach... kalt gelassen. Sie saß gechillt in der Mitte, hab ab und zu so etwas gesagt wie: "Ich bin der Wolf" oder hat mitgelacht. Aber am besten war einfach Maria.
Am Anfang war unser Lehrer noch bemüht, ernst zu bleiben, doch irgendwann ging es nicht mehr. Da haben wir alle einfach nur noch gelacht.
Schuld daran waren Sätze, die Maria oder Iliana gebracht haben. Das Schlimme war... sie haben es todernst gemeint. Ich konnte nicht aufhören zu lachen, absolut nicht aufhören. Die besten Sätze habe ich mitgeschrieben:

  • "Gehts Ihnen noch gut?! Sie haben doch nicht wirklich Steine in den Bauch von einem Tier!!"
  • "Ess noch ein bisschen Wolf."
  • "Ich tu jetzt den Wein in dein Bauch!"
  • "Und da haben wir wieder die gleiche Geschichte. Der Wolf wird abgefüllt und dann auch noch Beine in sein Magen!"
  • "Ich wollte noch sagen, dass es unmöglich ist, dass der Wolf einen Mensch frisst. Es passt nicht in sein Maul."
  • "Ich tu jetzt den Wein in dein Bauch!"
  • "Zum Namen des Volkes verkünde ich das Urteil."
  • "Ein Jahr Gefängnis wegen Erstechung des Wolfes."
  • "Und sie wohnen in?" - "Waltraud."
  • "Wie uns das Naturgesetz erzählt hat, ist der Wolf scheu."
  • "So einiges wundert mich hier gar nichts mehr."

Ungefähr in der Mitte unserer Lachanfallsheaterprobe  wollte unser Lehrer anmerken, dass sie es wohl auch mit wenigen Schauspielern hinbekommen. Doch irgendwie schien er infiziert, denn was er sagte, war folgendes:

" W I E   I C H   S E H E ,   B R A U C H T   I H R   N U R   W E N I G   P U B L I K U M . "

Dienstag, 21. September 2010

LIED DES TAGES

Vielleicht ist dem ein oder anderen schon die Veränderung in meiner Seitentabelle aufgefallen: Es gibt jetzt täglich ein Lied des Tages! Bisher hat das mit dem 'täglich' auch sehr schön geklappt. :D
Es sind immer Lieder, die mir an diesem Tag nicht aus dem Kopf gegangen sind, deren Melodie sehr schön zu meiner Stimmung passt, deren Text meine Gedanken ausdrückt, von denen ich geträumt habe oder die mir einfach spontan einfallen. Oft gibt es Begrüundungen für meine Auswahl, manchmal sind es einfach Bauchentscheidungen.
blabla, fasefasel, blabla. 
Mit diesem Post will ich einfach nur die Liste meiner bisherigen Tageslieder beginnen. Ich werde die dann regelmäßig aktualisieren, also diesen Post hier editieren. Vielleicht schreibe ich zu dem ein oder anderen Lied ein Kommentar oder zitiere aus den Lyrics, mal gucken.
Hier jedenfalls die ultimative Lied-des-Tages-Übersicht:


09.11.10 : The Rolling Stones - Mother's little helper     YOUTUBE
08.09.10 : Ben E. King - Stand by me     YOUTUBE
24.09.10 : Marc Cohn - Perfect Love     YOUTUBE
08.09.10 : Jason Mraz - Song for a friend     YOUTUBE
07.09.10 : The Beatles - In my life     YOUTUBE
05.09.10 : Simon and Garfunkel - Mrs. Robinson     YOUTUBE
28.09.10 : The Beatles - The Fool on the Hill     YOUTUBE
27.09.10 : Metallica - Hero of the day     YOUTUBE
26.09.10 : Bee Gees - New York Mining Disaster 1941     YOUTUBE
25.09.10 : Hannes Wader - Heute hier, morgen dort     YOUTUBE
24.09.10 : The Beatles - I've just seen a face     YOUTUBE
23.09.10 : Wise Guys - Meine heiße Liebe     YOUTUBE
22.09.10 : Jim Croce - I Got A Name     YOUTUBE
21.09.10 : Lou Reed - Walk On The Wild Side    YOUTUBE
20.09.10 : The Rolling Stones - Wild Horses   YOUTUBE
19.09.10 : Randy Newman - You've Got A Friend In Me  YOUTUBE
18.09.10 : Cat Stevens - If You Want To Sing Out   YOUTUBE
17.09.10 : Wise Guys - Oh Scheiße    YOUTUBE
16.09.10 : Coldplay - Viva La Vida    YOUTUBE
  
I S T   D I E S E   S C R O L L B O X   N I C H T   T O T A L   C O O L? :D

Montag, 20. September 2010

WO BUNTSTIFTE POLITISCH KORREKT SIND

Ich hatte heute Nacht einen sehr schönen Traum. Ich habe ihn auch Freunden von mir erzählt, die meine Begeisterung allerdings nicht so ganz teilen konnten. Mich aber hat er fasziniert und ein bisschen bin ich auch stolz, solche Träume zu haben. Bevor ich aber erzählen will, was denn nun im Traum geschah, will ich dazu sagen, dass ich nur selten so träume. Meistens träume ich absurden Blödsinn oder aber Gedanken, Wünsche und Ängste, nur irgendwie verarbeitet
Jedenfalls ging es heute Nacht um Farben. Um Buntstifte genauer gesagt. Ich sah mich selbst als Kind, doch gleichzeitig war ich auch dieses Kind. Ich hatte einige Holzstifte vor mir, doch nicht die gewünschte Farbe. Als ich klein war, war ich tatsächlich oft auf der Suche nach dieser Farbe: Hautfarbe. Klar, diese Farbe da zwischen rosa und beige. Vielleicht einwenig orange, aber doch eher apricot.
Im Traum wurde mir dieser Stift dann von jemandem ohne Gesicht überreicht, es war nur der Arm zu erkennen, der den Stift reichte. Wenn ich jetzt versuche, mich zu konzentrieren und mich an die Hand zu erinnern, scheitere ich. Was allerdings naheliegend wäre: Die Hand hatte eine sehr dunkle Hautfarbe, also gehörte sie wohl zu einem Schwarzen (was für ein dummer Ausdruck!).
Denn mein nächster Gedanke war: Sagen schwarze (siehe oben) Kinder zu braunen Stiften Hautfarbe? Und wie sagen sie dann zu den Stiften, die ich als Kind Hautfarbe genannt habe?
Mein Ergebnis (wohlgemerkt als kleines Kind in meinem Traum!): Irgendwie müssten wir 70 % der Buntstifte Hautfarbe nennen.

Quelle: Wikipedia, Benutzer KMJ
I C H   W I L L   J E T Z T   M I T   H A U T F A R B E   W E I T E R M A L E N !

WARUM DIE WELT HEUTE SCHÖN IST

  1. Wunderwunderwunderschöner Sonnenaufgang
  2. Frische, kalte, schlafende Luft am Morgen
  3. Warmer Pulli
  4. Federwolken am Mittag
  5. Sonnenstrahlen nach der Schule
  6. Lächeln der Bauarbeiter
  7. The Rolling Stones - Wild Horses
  8. Tomatensalat mit viiiielen Zwiebeln
  9. Astronomie in NWT
  10. Träume
D A S  S T E H T  A N  T A G E N  W I E   H E U T E   I N   M E I N E M  T A G E B U C H.

Sonntag, 19. September 2010

ECXUSE ME, CAN I TRUST YOU?

Vor zwei Tagen hatte ich wunderbare Ideen für einen Blogeintrag über Liebe im Kopf, gestern schwirrten Formulierungen über Freiheit in meinen Gedanken. Allerdings bin ich leider nicht dazu gekommen, sie aufzuschreiben. Heute aber habe ich einige Gespräche geführt, die mich diese Schwelle endgültig übertreten ließen und mich dazu bewegten, dass ich nun wirklich mal wieder blogge.

Wie kommt es, dass wir Menschen, die wir gar nicht kennen, Dinge anvertrauen, die unser Leben bestimmen?
Vielleicht, weil wir diese Menschen nicht kennen. Wir haben keine gemeinsame Vergangenheit, nichts, was wir mit ihnen verbinden. Ich weiß nicht, wie es euch geht; aber wenn ich so über die Personen in meinem Umfeld nachdenke, fällt mir zu nahezu jeder eine negative Erinnerung ein. Natürlich viel mehr gute, viel mehr wunderbare, aber eben auch ein paar negative. Möglicherweise sind es genau diese Narben, die 'fremde' Menschen eben noch nicht haben. Weil sie uns noch nie enttäuscht haben, erscheinen sie uns vertrauenswürdig.
Oder liegt es vielleicht schlicht und einfach daran, dass wir den Moment nutzen, jetzt endlich darüber reden müssen und niemand Bekanntes, Befreundetes in Reichweite ist?
Wir vertrauen uns den Menschen an, denen wir vertrauen. Es dauert einige Zeit, bis wir Bekannten wirklich vertrauen können, und dann nennen wir sie Freunde. Aber würde ich wirklich jedem meiner Freunde blind folgen? Und vor allem: Warum verdammt nochmal gibt es dann auch dieses spontane Vertrauen, das wir in Fremde legen?
Ich denke, diese Art von Vertrauen ist keine echte. Sie ist vielleicht eine Spiegelung des wahren Vertrauens, ein Schatten. Eine Illusion. Sie ist ein stiller Schrei, der Ausdruck unserer Sehnsucht. Wie sehnen uns nach unseren Freunden (ich meine damit die wirklichen Freunde) und übertragen all das, was wir mit ihnen verbinden, auf den Fremden. Und damit auch - entschuldigt meine elendigen Wortwiederholungen - das Vertrauen.
Nunja, das ist ein trauriger Gedanke. Findet ihr nicht? Das klingt nach vereinsamtem, alleingelassenem und verzweifeltem Etwas. Was ich vielleicht noch hinufügen sollte: So etwas, wie das Übertragen von Werten der Freunde auf eine x-beliebige andere Person, kommt nur höchst selten vor, ist quasi nur der Ausnahmefall und auf alle Fälle ein Zeichen von Schwäche. Und damit wäre ich wieder am Anfang meiner Erklärung angekommen: Es ist ein stiller Schrei nach Hilfe.

M I R   V E R T R A U T E   H E U T E   E I N   F R E M D E R .

Donnerstag, 16. September 2010

VON FÜNFERN, KAFFEE UND AFFENTHEATER

Neue Fünftklässler sind ja jedes Jahr spannend, aber noch nie hatte ich so viele Begegnungen mit SO unterschiedlichen Kindern wie die letzten drei Tage.
Alles begann am Dienstag, als mein Vater mich mit dem Auto mitnham und ich deshalb schon um 7:20 Uhr an der Schule war, also noch vierzig Minuten bis zu Schulbeginn waren. Interessanterweise war noch jemand so früh auf dem Schulhof: Ein kleines süßes Mädchen, deren Schulranzen und Sporttasche wohl zusammen doppelt so groß waren wie sie selbst. Dass sie mich interessiert beobachtete, war mir schon klar, aber dass sie mir auch ins Schulhaus folgte, überraschte mich schon. Nach einer kurzen Pause am schwarzen Brett ging ich wieder nach draußen - was geschah ungefähr zwanzig Sekunden später? Richtig, das kleine Mädchen kam ebenfalls wieder nach draußen.
Nachdem ich dieses Spiel wiederholt hatte, standen wir nebeneinander, sie lächelte mich an. Ich entschied mich dazu, das alberne Katzmausspiel zu beenden und sprach sie an.
"Hallo."
"Hallo."
- Schweigen -
"Bist du eine neue Fünftklässlerin?"
"Ja."
- Schweigen -
"Und, wie gefällts dir?"
"Gut."
"Und deine Lehrer?"
"Ja."
- Schweigen -
Den weiteren Verlauf könnt ihr euch sicher denken. Ich stellte ein paar interessierte Fragen, sie antwortete möglichst knapp mit ja oder nein (gut, ich weiß nicht kam auch öfters vor). Als ich sie fragte, ob sie denn vorhabe in den Chor einzutreten, bejahte sie. Aha. Dann wollte ich die Chance ergreifen und ihr von unserem Theaterprojekt für Fünftklässler erzählen.
"Weißt du, wir spielen dann Theater mit euch."
"Was is des?"
"Du weißt nicht, was Theater ist?"
"Affentheater! hihihihihihihi!"
 Dann kamen auch ihre Freundinnen und dieses mehr oder weniger hilfreiche Gespräch hatte ein Ende. Aber das Kichern am Ende verwirrte mich schon.
Wie auch immer, heute früh hatte ich wieder ein Erlebnis mit Fünftklässlern, dieses Mal mit der männlichen Seite. Fünf bis sechs kleine Jungs blockierten nämlich den Kaffeeautomaten, von dem ich heute Morgen dringend einen Cappuccino brauchte.
"Schokolade oder Schokolade Creme?"
"Hmmm.... eher Schokolade."
"Ich glaub, ich nehm Schokolade Creme."
"Iiiiiiieh, das kannst du doch nicht machen!"
"Dann halt Schokolade.... oder Schokolade Creme."
"Schokolade!"
"Hm."
Ich wollte doch nur einen Becher Kaffee! Diese geistreiche Diskussion unter ein paar Zehnjährigen  erstreckte sich dann noch über weitere fünf Minuten, bis alle versorgt waren. Doch dann drückte einer der Jungs auf den Knopf 'extra Zucker', was die anderen in einen schockähnlichen Zustand versetzte.
"BIST DU BLÖD? DAS KANNST DU NICHT MACHEN! OH NEIN! EXTRA ZUCKER! OOOOOOH NEIIIIIIN!"
Als sie sich weiter darüber aufregen wollten, verscheuchte ich die kleine Menschenmasse mit ihren Bechern voll mit Schokolade Creme (Ich zitiere: "Iiiiiiieh, das kannst du doch nicht machen!") höchst freundlich, worauf die Jungs im Gänsemarsch raustippelten und ich meinen Cappuccino (ja, mit extra Zucker, ich weiß) endlich bekam. Herrgott, war ich froh. :D
Zwei dieser Jungs haben dann in der Mittagspause, als ich nochmal auf den lieben Koffein zurückgreifen wollte, wieder den Automaten blockiert.
"Ob da Kaba drin ist?"
"Ne, glaub eher Milch und Kabapulver."
"Oder fertiger Kaba."
"Neee, glaub eher Milch."
"Vielleicht."
Normalerweise bin ich nett zu kleinen Kindern, doch mit meiner ernüchternden Erklärung, das sei ganz einfach Wasser mit Milchpulver und ein paar Instantkakaokrümeln, ließ ich glaube ich eine schöne Illusion vom köstlichen Kakao platzen und enttäuschte die Jungs ein wenig.
Aber so ist das Leben. Hart. Wirklich hart. Wie Wasser mit Milchpulver eben.

C ' ES T   L A   V I E ,   C ' E S T   L A   G U E R R E .

WHO WOULD EVER WANT TO BE KING?

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUR GEWONNEN WAHL.
Also wenn Politiker sich nach einer erfolgreichen Wahl so fühlen wie ich nach der Klassensprecherwahl, wundert mich gar nichts mehr. Weder Merkels permanent hinuntergezogener Mundwinkel noch die 'Politikverdrossenheit der Jugend'. Meine Fresse. Ist doch alles scheiße irgendwie.
Quelle: Wikipedia, Jacques Grießmayer
 Nach dem ersten Wahlgang wäre eigentlich alles entschieden gewesen, ich wär aus der Wahl draußen und wir hätten zwei Klassensprecher gewählt. Über deren Kompetenz kann und will ich nicht urteilen, jedenfalls wäre ich eigentlich wieder in die Rolle des freiwilligen Aktivisten (der zwar die Aufgaben des Klassensprechers zum größten Teil übernimmt, aber nicht anerkannt wird) gerutscht. Doch irgendwas oder irgendwer hat irgendwie dafür gesorgt, dass ich in die Stichwahl mit den anderen beiden kommen. Okay.
Wieder bekam ich weniger Stimmen.
"Ich nehme die Wahl nicht an. Wenn Jule nicht dabei ist, wirds scheiße." Damit zog der eigentliche Gewinner zwar den Zorn der Klasse auf sich, aber er sorgte für einen dritten Wahlgang. Dass ich ein Amt bekommen würde, war klar, doch welches? Aufgrund meiner Stimme, die nämlich nicht an meinen 'Gegner', sondern an Kuchen! ging, belegte ich zuguterletzt doch noch den ersten Platz und bin jetzt - Was weiß ich, warum - Klassensprecher.
Es ist nur ein verdammt dummes Gefühl. Weil ich eben nicht gewählt worden bin. Eigentlich.
Ob das in der Politik auch so läuft?

I C H   H AB   M E R K E L   N O C H   N I E   G E M O C H T .

Samstag, 11. September 2010

ES GIBT DINGE, DIE UNVERMEIDBAR SIND

Ein kleines Mädchen hüpft in ihrem Sommerkleidchen gut gelaunt durch die Herbstsonne und wirft ihren rot gepunkteten Ball immer wieder in die Luft. Sie summt die Melodie eines Liedes, das sie irgendwo mal gehört hat. Auf der Straße ist sonst nichts los, sie ist ganz alleine mit ihrer Unbeschwertheit und ihrem Ball. Auf einmal sieht sie einen Schmetterling am Straßenrand entlang fliegen, der ihre Aufmerksamkeit voll und ganz raubt. Sie konzentriert sich nicht mehr auf den Ball, er fällt auf die Erde. Dem kleinen Mädchen aber ist das egal, sie läuft langsam auf den Schmetterling zu, der sich auf einer welken Blume abgesetzt hat. Mit ihren großen blauen Augen betrachtet sie das Tierchen genau und geht in die Knie, um es besser erkennen zu können.
Im selben Moment verlässt ein etwa sechzigjähriger, gebückter Mann den Supermarkt am Ende jener Straße und ist bemüht, noch rechtzeitig mit seinen zwei großen Einkaufstüten voll Makkaroni und Gemüse nach Hause zu kommen. Was er in seiner Hektik nicht wahrnimmt, ist der rote Ball, den das Mädchen verloren hatte und der jetzt still und unauffällig auf dem nassen Bordstein herumliegt. Es kommt, wie es kommen muss: Der alte Mann stolpert über den Ball und sämtliche Einkäufe verteilen sich auf dem Boden.
Am nächsten Tag erinnert nur noch eine zertretene Tomate an den gestrigen Vorfall; das Mädchen war mit seinem Ball nach Hause gerannt und der alte Herr hatte seine Einkäufe wieder aufgesammelt, allerdings hatte er diese Tomate eben übersehen. Einsam liegt sie am Straßenrand: Matschig und vergessen.
Eine Ameisenkolonie aber, die sich zufällig auf der Wiese, an dem am Vortag der kleine Schmetterling das Mädchen abgelenkt hatte, gerade einen Bau eingerichtet hatte, fand Gefallen an dem saftigen Biomüll und legte ihre Route quer über die Straße, um die Tomate abzutransportieren. Dann geschah etwas, das seit Monaten nicht mehr geschehen war: Ein großes Transportauto einer Logistikfirma fuhr die eigentlich verlassene Straße entlang, immer geradewegs auf die beschäftigte Ameisenmasse zu! Der Fahrer, zufälligerweise engagierter Tierschützer und außerdem sehr gemütlicher Mensch, bemerkte das. Er stellte das Radio ab, bremste und stieg aus. Interessiert musterte er die Ameisenstraße und war wieder mal fasziniert von den Riesenkräften, die diese kleinen Tierchen manchmal entwickelten. Da er so begeistert von den Ameisen war, beschloss er einen Umweg zu fahren. Die enorme Arbeit musste gesichert und der reibungslose Abtransport der Tomate gesichert werden.
Also kehrte der übrigens achtunddreißigjährige Logistiker um und fuhr einen großen Bogen um die Straße der Ameisen. Er tötete dabei eine Obstfliege, drei Kellerasseln, einen halben Regenwurm (ob der noch lebte oder nur zappelte, ist unklar), eine zu langsame Ameise und merkte nichts davon.
Im selben Moment  heiratete jemand, starb jemand, wurde jemand geboren, hatte jemand seinen ersten Kuss, bekam jemand Depressionen diagnostiziert, wurde jemand von Krebs geheilt, infizierte sich jemand mit HIV, lag jemand auf einer Blumenwiese, beobachtete jemand die Sterne, träumte jemand vom Schlaraffenland, erdrosselte jemand seinen Teddybär, weinte ein Baby, freute sich ein Junge über eine neue Spielkonsole, brach jemand seinen persönlichen Rekord von Tetris oder wahlweise auch Pacman, regte sich jemand über den Staat auf, hatten zwei Meerschweinchen Sex, ertrank ein Tier im pazifischen Ozean, wurde jemand begraben, hörte jemand ein Musikstück von den Beatles und es trank auch jemand einen Cappuccino mit extra viel Milch.
Quelle: Wikipedia

U N D  W E N N   D E R   M A N N   K E I N E  T O M A T E N  G E K A U F T   H Ä T T E?

UND NÄCHTLICH GRÜSST DAS MURMELTIER

Ich träume. Vor vier Wochen habe ich ungefähr zehn Tage lang jede Nacht geträumt. In der Sommerakademie dann nicht mehr, da war ich wohl einfach zu müde, um nachts noch was anderes zu machen, als zu schlafen. Aber jetzt seit zwei Tagen wieder. Und zwar richtig intensiv. In beiden Nächten dasselbe, nur auf eine andere Art und Weise. Im Prinzip ist es ein schöner Traum, zumindest während ich schlafe. Wenn ich aber aufwache, hasse ich diesen Traum.
Was sind eigentlich Träume? Stimmt es, dass sie der Spiegel meiner Seele, meines Unterbewusstseins sind? Stimmt es, dass ich dort all die Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und Ängste als Film sehe, die mich den lieben langen Tag beschäftigen, ohne dass ich es merke? Oder sind es einfach nur irgendwelche Phantasiegeschichten, die mein Gehirn aus Langeweile produziert?
Sitzt da oben in meinem Kopf vielleicht ein kleines böses Kerlchen, das mir Albträume vors innere Auge führt, wenn ich einen Fehler gemacht habe und mir die schönsten Traumwelten erschafft, wenn ich gut war? Hat dieses Kerlchen vielleicht einen riesen Apparat von Hebeln und Knöpfen, mit denen er mich entweder belohnen kann oder aber mich quälen? Und woher nimmt er die Informationen und Regelungen und Normen, mit denen er mein Handeln beurteilt? Spielt er mit den Knöpfen und lässt die Willkür über mein nächtliches Schicksal entscheiden?
Was ist, wenn sich ein Virus auf sein System schleicht? Vielleicht gibt es einen technischen Defekt und der Albtraum wiederholt sich nun Nacht für Nacht für Nacht für Nacht. Möglicherweise ist das Kerlchen nämlich gar nicht böse, sondern sehr lieb, und wurde nur entführt.
Vielleicht ist das Traumzentrum in meinem Bewusstsein belagert von machtsüchtigen Bösewichten, die nichts anderes zu tun haben, als mir immer und immer wieder die eigenen Fehler und Unvollkommenheiten vorzuhalten. Und doch sind diese Träume die intensivsten und detailreichsten, die ich seit langem erleben durfte. Kompetent sind die Schurken also schon.
Ist das nicht immer so? Die Bösen sind die Schlauen.
Und die Guten, die werden unterdrückt.

M E I N   T R A U M Z E N T R U M   G E H Ö R T   M I R !